Der Klimawandel zeigte sich in den vergangenen drei Jahren mit extrem trockenen Sommern. Daraus resultierte auch ein erhöhter Trinkwasserbedarf. Alexander Freygang, technischer Betriebsingenieur und stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands Wasserversorgungsgruppe Mühlbach in Bad Rappenau, informierte den Neunkirchener Gemeinderat in der Märzsitzung intensiv über die Planungen des Zweckverbands angesichts immer größerer Trockenheit und belegte die Notwendigkeit einer Veränderung mit eindrücklichen Zahlen: An einem Spitzentag 2020 wurden im Gebiet des Wasserversorgers gut 18.000 Kubikmeter Wasser benötigt, aber nur gut 12.000 Kubikmeter produziert oder dazugekauft. Der Rest kam aus den knapp 20.000 Kubikmeter Reserve in den Wasserspeichern. Im Jahr 2050 prognostiziert das Unternehmen sogar einen Spitzen-Tagesbedarf von knapp 25.000 Kubikmetern Trinkwasser, der unter den jetzigen Bedingungen nicht mehr gedeckt werden könne.
Deshalb, so Freygang, gebe es keine Alternative zu einer Neuordnung der Wasserversorgung. Dabei werden alle Komponenten der Trinkwasserversorgung erneuert, sowohl die Aufbereitung und die Erhöhung des Fremdwasserbezugs als auch die Erschließung weiterer Eigenwasserquellen und die Erneuerung der Wasserspeicher. Ein wichtiges Augenmerk liegt auf neuen Verteilungsstrukturen in Zusammenhang mit einer Erneuerung der Trinkwasser-Transportleitungen, um Wasserverluste zu minimieren. Ringleitungen sollen helfen, im Fall einer Versorgungsunterbrechung die betroffene Gemeinde dennoch versorgen zu können.
Das Gebiet des Wasserversorgers wurde in eine Nord-, Mitte-, West- und Südzone eingeteilt. Der zentrale Hochbehälter in Kälbertshausen liegt in der Mitte eines Netzes aus Brunnen, Wasserwerken, Hochbehältern und Versorgungsleitungen, das alle Kunden von Neunkirchen im Norden bis Gemmingen im Süden und von Helmstadt im Westen bis Offenau im Osten mit Trinkwasser der Mühlbachgruppe versorgt.
Für all diese Veränderungen sieht die Mühlbach Wassergruppe Investitionen in Höhe von 62 Millionen Euro vor. Schon bald soll als erste Maßnahme der zentrale Hochbehälter in Kälbertshausen errichtet werden. Ab sofort, erläuterte Alexander Freygang, werde jedes Jahr ein Großprojekt in Angriff genommen.
Neunkirchen selbst liegt topografisch am höchsten Punkt des Versorgungsgebiets. Deshalb sollen in der Nähe des jetzigen Hochbehälters am Nordrand von Neunkirchen ein großer Hochbehälter mit 2.000 bis 3.000 Kubikmeter Fassungsvermögen und ein Wasserwerk gebaut werden. Das Wasserwerk wird mithilfe einer Ultrafiltrationsanlage das Brunnenwasser hygienisch einwandfrei aufbereiten und einheitlich mit 9 Grad deutscher Härte an die Haushalte abgeben. Ebenso der neue Hochbehälter: Dieser soll Neunkirchen, Breitenbronn, Neckarkatzenbach, Guttenbach, Ober- und Unterschwarzach, Michelbach, Aglasterhausen und Reichartshausen mit Trinkwasser versorgen. Die alten, nicht mehr ausreichenden Hochbehälter werden aufgegeben. Auch die Wasser-Transportleitungen zwischen den Gemeinden werden zum großen Teil erneuert. Die umfangreiche Baumaßnahme in der Nordzone soll voraussichtlich ab 2028 starten.
In einer Fragerunde kamen der Gemeinderat und die Besucher mit Alexander Freygang ins Gespräch, auch über Möglichkeiten des Wassersparens. Eine Besucherin plädierte dafür, für die Toilettenspülung Grauwasser zu nutzen und auch sonst auf sparsamen Wassergebrauch zu achten. Statt aufwändig die Wasserversorgung zu erweitern, solle man lieber bescheidener mit dem Wasser haushalten. Alexander Freygang erläuterte, dass die Mühlbach Wassergruppe mit der Erneuerung der Wasserversorgung allein das Ziel der Versorgungssicherheit in der Region im Blick habe. Der Wassergebrauch werde sich durch den Klimawandel weiter erhöhen, und da gebe es zu einer Erweiterung der Trinkwasserversorgung keine Alternative. Dennoch versuche man, die Investitionen ohne eine Erhöhung des Wasserpreises zu stemmen. Abschließend präsentierte Freygang einen elektronischen Wasserzähler mit Fernauslesung, der demnächst in allen Haushalten von Neckarkatzenbach eingesetzt wird.
Der Gemeinderat votierte einstimmig, der großflächigen Überplanung des Versorgungsgebiets zur Sicherstellung der Wasserversorgung zuzustimmen und grundsätzlich die Fläche für den Bau des Wasserwerks Nord zur Verfügung zu stellen.
Im zweiten Punkt der Tagesordnung ging es um eine neue Gestaltung der Friedhöfe in Neunkirchen und Neckarkatzenbach, die an eine zeitgemäße Bestattungskultur angepasst werden sollen. Dabei sollen die Urnengrabfelder erweitert werden, sowohl auf einer Rasenanlage als auch unter Bäumen. Gestaltungselemente wie Findlinge und Wildblumenwiesen sollen die Anlage aufwerten. Auf dem Friedhof Neckarkatzenbach soll ein Fußweg auch gehbehinderten Besuchern den Zugang zur unteren Ebene ermöglichen. Der Gemeinderat stimmte den Umgestaltungsplänen einstimmig zu.
Der Gemeinderat erteilte außerdem zwei Baugesuchen im Baugebiet Langenwald das Einvernehmen. Er stimmte dem Abschluss eines Ingenieurvertrags mit dem Büro IFK Ingenieure Mosbach zu, das eine Solarthermie- und PV-Freiflächenanlage im Zusammenhang mit der Nahwärmeversorgung beplanen soll. Flankierend zur Wärme aus Hackschnitzeln sollen auf diese Weise 20 Prozent der Nahwärme für Neunkirchen durch Solarthermie erzeugt werden.
Der Bürgermeister informiert
– Dank großzügiger Spendenbeiträge kann demnächst das Friedhofskreuz aus Gussbronze aufgestellt werden. Etwa 11.000 Euro kamen von privaten Spendern und Unterstützern, und noch einmal so viel von der Volksbank Neckartal. Gerade im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Friedhofs wird das neue Kreuz die Anlage sehr aufwerten. Allen Spendern sowie der Volksbank Neckartal eG gilt ganz herzlicher Dank.
– Auch die Spendenaktion zugunsten der Menschen in der vom Krieg betroffenen Ukraine ist gut angelaufen. Schon zweimal wurden Sachspenden in die Ukraine gebracht. Das Geld auf dem Spendenkonto wird für Lebensmittelpakete verwendet, die von den Mitarbeiterinnen im Bürgermarkt gepackt werden. Auch für dieses ehrenamtliche Engagement herzlichen Dank.
– Neunkirchen wird Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen. Wer leerstehenden Wohnraum anbieten kann, der sofort zur Miete nutzbar ist, melde sich bitte im Rathaus.
– Die Informationsveranstaltung am 23.04.2022 zum Thema Baugebiet Hummelwiese wurde von zahlreichen Bürgern besucht und hat gut zur Verdeutlichung der Ziele und Chancen beigetragen.