Zwei Tage Party für die „Helden des Alltags“
125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen

Die Feuerwehrfamilie mit ihren Gästen

1899 gilt als das Ursprungsdatum der Feuerwehr Neunkirchen, denn die Gemeindeakten verzeichnen ab diesem Zeitpunkt eine Löschgruppe. Aus diesem Grund lud die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen Mitte Juni zum 125-jährigen Jubiläum ein, und viele Gäste kamen zum Mitfeiern.

Dorfolympiade
Los ging´s am Samstag mit der Dorfolympiade der Jugendfeuerwehren. Neun Teams, darunter auch die jüngeren Mitglieder der Jugendfeuerwehr Neunkirchen, rollten einen Feuerwehrschlauch zwischen Pylonen aus, füllten per Hand einen Schlauch mit möglichst viel Wasser und rannten mit Schubkarren durch einen Parcours. Es ging um Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Zielgenauigkeit, wobei sich die älteren Jugendfeuerwehrkameraden als Zeitnehmer und Schiedsrichter an den Stationen positionierten. Den ersten Platz machte das Team Aglasterhausen 2, zweiter war die Jugendmannschaft des THW Neunkirchen, und die Auerbacher Jungendfeuerwehr bekam Platz 3 und dazu den Bronzepokal.

 Festakt
Am Abend feierte die FFW gemeinsam mit geladenen Gästen in der ausgeräumten Feuerwehrgerätehalle. Bürgermeister Bernhard Knörzer, selbst in der FFW tätig, begrüßte den Ersten Landesbeamten Dr. Björn-Christian Kleih, den ehemaligen Bürgermeister Wolfgang Schirk, Michael Genzwürker als Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands, zahlreiche Mitglieder der „Blaulichtfamilie“ aus Feuerwehr, THW, Polizei und Rotem Kreuz und die Abgesandten der verpartnerten Ortsfeuerwehr Mittelherwigsdorf/Sachsen.

„In den 125 Jahren unseres Bestehens hat es viele Veränderungen gegeben“, sagte Bernhard Knörzer. „Neben der neuen Technik und Ausstattung haben sich die Fahrzeuge stark verändert und die Effizienz der Feuerwehr gesteigert. Wir stoßen aber auch an erhebliche Herausforderungen durch Stürme, Starkregen, Waldbrände und Verkehrsunfälle mit Gefahrstoffen.“ Die Grundwerte, so Knörzer, seien immer gleich geblieben: Ein beispielhaftes Engagement, „Tag für Tag, mit Entschlossenheit, Mut und der Bereitschaft, euer eigenes Wohl für das der anderen zu riskieren“. Herzlich dankte der Bürgermeister allen Feuerwehrleuten für ihren Einsatz, auch denen, die sich im Lauf der Zeiten als Verantwortliche in der Feuerwehr eingesetzt haben.

Einblick in die Geschichte der Feuerwehr
Der Historiker und Archivar Dr. Rüdiger Lenz gab einen interessanten Einblick in die Geschichte des Feuerwehrwesens. Ab 1650, so Dr. Lenz, habe es in Neunkirchen das Amt des Dachbesehers gegeben, denn die Art der Dachbedeckung war oft feuergefährlich. Die ersten waren Hans Melger Müntz, Philipp Neydig und Hans Keyser. Feuereimer wurden aus Leder gefertigt oder aus anderen Materialien geflochten und mit Pech abgedichtet. 1738 sind sieben Feuerleitern, zwei Feuerhaken und acht lederne Feuerlöscheimer belegt, die im Rathaus aufbewahrt wurden. Nach einem Versuch, einen Feuerlöschverband mit elf Dörfern zu betreiben, drängte die Bezirksämter auf eigene Feuerspritzen für jedes Dorf. In der Feuerlöschordnung von 1864 werden Löschmannschaften benannt, zu denen Feuerreiter, eine Feuerspritzenbespannung, Rettungs- und Hutmannschaften sowie Arbeitsmannschaften gehörten. In den Jahren 1905/06 kaufte die Gemeinde eine neue Druck- und Saugspritze zum unglaublich hohen Preis von 1375 Goldmark. 1914 wurde schließlich die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen gegründet, die 1936 von der staatlich organisierten Feuerlöschpolizei abgelöst wurde. Die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen gelang schon 1946 mit immerhin 48 Mann.

Rede des Kommandanten
Gesamtkommandant Ralf Lenz schaute in seiner Jubiläumsrede auf die neuere Geschichte der FFW Neunkirchen mit vielen Meilensteinen. Dazu gehörten der erste traktorgezogene Tragkraftspritzenanhänger im Jahr 1936, das erste Löschfahrzeug 1970, der Zusammenschluss mit der FFW Neckarkatzenbach 1972 im Zuge der Gemeindereform, der Umzug ins heutige Domizil 1983, die Gründung der Jugendfeuerwehr 2003, der Einsatz während der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 und die Umrüstung auf Digitalfunk 2022. Ralf Lenz bedankte sich bei den ehemaligen Bürgermeistern und Feuerwehrehrenmitglieden Wolfgang Schirk und Hermann Vogt, welcher leider verhinderter war, sowie beim amtierenden und aktiven Feuerwehrkameraden Bernhard Knörzer, für die richtungsweisenden Entscheidungen und ihren Einsatz für die Feuerwehr in den vergangenen 4 Jahrzehnten. 1101 Einsätze aus den letzten 125 Jahren, also etwa neun pro Jahr, seien belegbar, sagte der Gesamtkommandant. Im Jahr 2023 seien es allerdings 82 Einsätze gewesen, also rein rechnerisch 1,5 pro Woche. Als „schlagkräftige und wirkungsvolle Truppe“ ständen den nächsten 125 Jahren nichts im Wege, so schloss Ralf Lenz seinen Vortrag.

 Grußworte
Der Erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih beglückwünschte die FFW Neunkirchen im Namen des Neckar-Odenwald-Kreises und auch von Landrat Dr. Achim Brötel und Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr. Er drückte seinen Dank, die Hochachtung und Wertschätzung für die wertvolle, wichtige Einrichtung der Freiwilligen Feuerwehr aus. Michael Genzwürker, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Neckar-Odenwald, zollte Lob und Dank für die engagierte Arbeit der FFW und wünschte allen Kräften, dass sie immer gesund nach Hause kommen. Matthias Haftmann von der Ortsfeuerwehr Mittelherwigsdorf lobte die fast 35 Jahre Partnerschaft der beiden Wehren: „Selbst Corona hat es nicht geschafft, uns auseinanderzubringen!“, sagte er und übergab als Gastgeschenk eine als Tisch umgebaute altes Tragkraftspritze. Sechs Mann hatten sichtlich mit dem Tragen der schweren Pumpe zu kämpfen.

Stimmungsvoller Abend

Der MGV Rauhe Kehle

Nach einer Segnung von Pfarrer Samuel Goerke und dem gemeinsamen Badnerlied lud die FFW Neunkirchen zu Essen und Getränken ein. Einen besonderen Rahmen gab der Männergesangverein „Rauhe Kehle“ mit den Liedern „Whisky aus dem Fass“ und dem Feuerwehrlied, die sehr gekonnt und kreativ vorgetragen wurden und viel Begeisterung bei den Gästen ernteten.

Der MGV Rauhe Kehle

Kommandant Ralf Lenz am Löschfahrzeug

Fröhliches Fest

Das ganze Dorf war am Sonntag eingeladen, mit der Feuerwehr zu feiern. Um 11 Uhr gab es ein Weißwurstfrühstück, um 12 Uhr Mittagessen und ab 14 Uhr Kaffee und Kuchen. Eine Ausstellung historischer und moderner Fahrzeuge und Geräte fand viel Interesse bei den Besuchern, unter anderem war die Handdruckspritze aus dem Jahr 1906 und der Hydrantenwagen aus dem Jahr 1915 zu bestaunen, dazu Fahrzeuge und Leitern aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Auch der Heimat- und Museumsverein unterstützte die Ausstellung mit besonderen Leihgaben, u.a. ein Lederhelm und Steigeisen des Elektro-Spezialtrupps der 1920er-Jahre. Eine Mitmach-Aktion im Umgang mit dem  Feuerlöscher, rundete den Nachmittag ab.

Swen Schilling von der FFW Neckarkatzenbach an der historischen Feuerwehrspritze

 

Joachim Winkler vom Heimat- und Museumsverein

 

Dank an unsere Gäste

Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Gästen die uns anlässlich unseres 125-jährigen Jubiläums besuchten, sei es am Samstag-Abend beim Festakt oder am Sonntag.

Aufgrund des herrlichen Wetters war der Andrang am Sonntag-Mittag so groß, dass es leider längere Wartezeiten an der Essensausgabe gab. Wir bitten um Verständnis und versuchen es nächstes Mal besser zu machen. Vielen Dank!